From 40c4a12453a85c098e6b5e8ea831d3b833691b0a Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Niklas Date: Sat, 17 Sep 2022 18:28:27 +0200 Subject: [PATCH] Add content "creation of sets" --- docs/mathematik/mengenlehre/2_mengen.md | 99 ++++++++++++++++++++++++- 1 file changed, 98 insertions(+), 1 deletion(-) diff --git a/docs/mathematik/mengenlehre/2_mengen.md b/docs/mathematik/mengenlehre/2_mengen.md index ac1c4f4..8bbdf2c 100644 --- a/docs/mathematik/mengenlehre/2_mengen.md +++ b/docs/mathematik/mengenlehre/2_mengen.md @@ -4,4 +4,101 @@ tags: [mathematik, mengenlehre, mengenbildung, mengenalgebra] sidebar_position: 2 --- -WIP \ No newline at end of file +Bereits in der [Einführung zur Mengenlehre](./#über-die-mengenlehre) wurde angemerkt, +dass die heute verwendete Mengenlehre nicht mehr die naive Mengenlehre nach Cantor ist, +sondern eine axiomatisierte Mengenlehre, die man *Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre* (kurz *ZF* oder auch *ZFC*)[^1] nennt, ist. +Diese Mengenlehre "enthält" die naive Mengenlehre und merzt die gezeigten Widersprüche aus. +Diese Axiomatisierung wird hier allerdings nicht direkt vorgestellt oder explizit genannt. +Stattdessen werden manche Axiome beiläufig eingeführt. +Es können auch Axiome vorkommen, die in anderen Axiomatisierungen der Mengenlehre auftreten. + +## Mengenbildung +*Bertrand Russell* entwickelte die *Typentheorie*, nach der man die Mengenlehre auch stufenweise aufbauen kann. +Hierbei gibt es eine kleinste Stufe, deren Elemente man *Urelemente* oder *Urmengen* nennt. + +:::note Stufenaufbau nach Russell + +$$ + \begin{array}{c|c||c} + \text{formale Benennung} & \text{häufige Benennung} & \\ + \hline\hline + X^0, Y^0, \dots & a, b, c, \dots & \text{Mengen 0. Stufe (Urelemente / Urmengen)}\\ + X^1, Y^1, \dots & A, B, C, \dots & \text{Mengen 1. Stufe}\\ + X^2, Y^2, \dots & \mathfrak{A}, \mathfrak{B}, \mathfrak{C}, \dots & \text{Mengen 2. Stufe}\\ + \vdots & & \vdots\\ + M^n & & \text{Menge n-ter Stufe} + \end{array} +$$ + +::: + +#### Beispiele +Dabei sind die Elemente der jeweiligen Stufe stets Elemente der vorigen Stufe. + +Eine Menge von Urelementen ist also eine Menge erster Stufe: $M^1 = \{ X^0, Y^0 \} = \{ a, b \} = A$. + +Eine Menge zweiter Stufe ist also eine *Menge von Mengen*: $M^2 = \{ X^1, Y^1 \} = \{\{ a, b, c \}, \{ x, y \}\} = \{ A, B \} = \mathfrak{A}$. +*Mengen von Mengen* oder ein *System von Mengen* nennt man auch häufig ein *Mengensystem*. +Mengensysteme spielen u.a. in der Maßtheorie eine wichtige Rolle, in der auch das Benennungsschema wiederzuerkennen ist. + +Folgendes Axiom bildet eine Brücke zur Logik: + +:::tip Mengenbildungsaxiom + +Sei $H(M^n)$ Aussage über Mengen $n$-ter Stufe. +$$ + \begin{equation*} + \exists M^{n+1}\ \forall M^n:\ M^n \in M^{n+1} \leftrightarrow H(M^n), + \end{equation*} +$$ +wobei $M^{n+1}$ nicht in $H(M^n)$ vorkommt. + +::: +Das Mengenbildungsaxiom sagt aus, dass es eine Menge $M^{n+1}$ gibt, die aus den Elementen $M^n$ besteht, die eine gewisse Aussage erfüllen. + +#### Beispiele +Sei $n = 0$, dann können wir die Aussage im Satz mit den üblichen Benennungen wie folgt schreiben: +$$ + \begin{equation*} + \exists A\ \forall x:\ x \in M \leftrightarrow H(x). + \end{equation*} +$$ +"$M^{n+1}$ kommt nicht in $H(M^n)$ vor" bedeutet, dass in $H(M^n)$ nirgends das Symbol $M^{n+1}$ auftauchen darf. +Deswegen ist $\exists A\ \forall x:\ x \in M \leftrightarrow x \notin M$, also ein Widerspruch, ausgeschlossen. +Denn in $H(x) = \text{"}x \notin M\text{"}$ taucht ja $M$ auf und das ist nicht erlaubt + +Sei $n = 0$ und $H(x) = \text{"} x \text{ ist eine gerade natürliche Zahl"}$. +Alle Elemente $x$, die nun $H$ erfüllen liegen in einer Menge $A$: +$A = \{2, 4, 6, \dots\}$ + +So eine Aussagenform $H(x)$ nennt man auch *definierenden Ausdruck*. +Man schreibt Mengen mit definierenden Ausdrücken häufig so: +$M = \{ x\ |\ H(x) \}$. + +#### Beispiele +Das obige Beispiel mit den geraden natürlichen Zahlen schreibt man also so: +$M = \{ x\ |\ x \in \mathbb{N} \wedge x \text{ gerade} \}$ + +Weitere Beispiele sind: +- Menge aller deutschen Bundesländer: $M = \{ x\ |\ x \text{ ist deutsches Bundesland} \}$ +- Menge aller reellen Zahlen von 0 bis 2: $M = \{ x\ |\ x \in \mathbb{R} \wedge 0 \le x \le 2 \}$ +- Menge der ganzzahligen Lösungen einer Gleichung: $M = \{ x\ |\ x \in \mathbb{Z} \wedge x^2 + 2 = 4x - 1 \}$ +- Menge aller ganzen Quadratzahlen: $M = \{ x\ |\ \exists y \in \mathbb{Z}:\ x = y^2 \}$ + +[^1]: Benannt nach *Ernst __Z__ermelo* und *Abraham __F__raenkel*. +Das *C* steht für *choice* und steht für das *Auswahlaxiom*. +Je nachdem, ob man das Auswahlaxiom mit zu den Axiomen hinzunimmt kürzt man mit *ZF* oder eben *ZFC* ab. + +:::note Extensionalitätsaxiom (ZF) / Gleichheit von Mengen + +Zwei Mengen sind gleich, wenn sie die gleichen Elemente besitzen: +$$ + \begin{equation*} + A = B\ :=\ \forall x:\ x \in A \leftrightarrow x \in B + \end{equation*} +$$ + +::: + +## Mengenalgebra +*tbc* \ No newline at end of file